Issing, Trichet und die fünfte Gewalt (Goldman Sachs)
Otmar Issing, Lobbyist in Diensten der US-Großbank Goldman Sachs, ist mit dem früheren Chef der Deutschen Bank, Rolf-E. Breuer, einig, dass die Finanzmärkte die beste Kontrollinstanz für staatliches Handeln sind. Diese Haltung deckt sich mit derjenigen der Europäischen Zentralbank und des Bundesverfassungsgerichts. Dieses sieht Eingriffe in das freie, disziplinierende Wirken der Anleihemärkte sogar als grundgesetzwidrig an. Es lohnt sich daher, Breuers Aufsatz über „Die fünfte Gewalt“
Bundesbank-Gold: Widersprüche, offene Fragen und eine Hypothese
Der für die deutschen Goldreserven zuständige Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele hat in einem Interview mit dem Handelsblatt (19.2.) den langsamen Abtransport des Goldes aus New York verteidigt, den das Handelsblatt am 6. Februar in einer Titelgeschichte kritisiert hatte (Zusammenfassung und Kommentar vom 6.2. hier, Leserkommentare hier). Thieles Erklärungsversuche hinterlassen mehr denn je den Eindruck, dass es Dinge gibt, die er nicht sagen kann oder will. So gibt er
Geld aus dem Nichts: Privileg mit Hindernissen
Im zweiten Beitrag in der Rubrik „Über das Geld“ geht es um folgende Fragen: Warum gründet nicht jeder seine eigene Bank, wenn sich das so lohnt? Warum explodiert die private Geldschöpfung nicht und endet schnell in Hyperinflation? Für den eiligen Leser hier eine Kurzfassung.
Sparen macht reich, aber es ist keine soziale Tugend
Es gibt eine einzige falsche Binsenweisheit, die sehr vielen falschen Politikempfehlungen zugrunde liegt. Es ist die Behauptung, dass man erst sparen müsse, um zu investieren, und die davon abgeleitete These, dass mehr Ersparnis zu mehr Investitionen führt. „Falsch“ nenne ich die abgeleiteten Empfehlungen nur in dem Sinne, dass sie nicht bewirken, was sie angeblich bewirken sollen. Es gibt natürlich viele Nutznießer dieser
Warum Deflation gefährlich ist, oder: Draghi doth protest too much
Leider gibt es im Deutschen keinen ebenso schönen Ausdruck wie im shakespeareanischen Englisch dafür, wenn jemand so ausführlich etwas betont, dass man das Gegenteil für wahr hält. In Hamlet sagt Hamlets Mutter: „The lady doth protest too much, methinks.“ Sie kommentiert damit, dass eine sie darstellende Schauspielerin allzu blumig betont, dass sie nach dem Tod ihres Mannes nicht wieder heiraten werde. Ähnlich konnte EZB-Chef Mario Draghi auf der Pressekonferenz (hier) der Europäischen
Wessen Gold ist es, das da glänzt?
Für Leser des Handelsblatts und für Nichtleser, hier meine Einschätzung zur schleppenden Rückholung des Bundesbank-Goldes aus New York, um die sich unsere heutige Titelgeschichte dreht. Das kurze Fazit: das Agieren der Bundesbank macht überdeutlich, dass etwas faul ist. Was genau faul ist, kann man nur vermuten, da die Bundesbank und die anderen Beteiligten Überprüfung durch Dritte hartnäckig verweigern und sich in immer wieder
Geldreform-Gegner blamieren sich in der NZZ
In der Schweiz hat die Geldreformbewegung bereits einen höheren medialen Aufmerksamkeitsgrad erreicht als in Deutschland. Die Neue Züricher Zeitung hat (hier) den prominentesten Schweizer Vertreter der Bewegung Hans Christoph Binswanger mit Ernst Baltensperger und Klaus Neusser über Vollgeld diskutieren lassen. Vollgeld würde bedeuten, dass unsere Guthaben bei der Bank nicht mehr ein Kredit an die Bank wären, der im Pleitefall verloren ist, sondern unser Eigentum blieben. Sie würden nur
EZB kann nicht sagen, wer ihre Troika-Beteiligung beschlossen hat
Nach den Ausflüchten zu urteilen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) versucht, sich um eine klare Antwort auf eine klare Frage des EU-Parlaments zu drücken, hat sie sich ohne formellen Beschluss ihres Entscheidungsgremiums an der umstrittenen Troika beteiligt (Fragebogen des Parlaments mit EZB-Antworten hier). Andernfalls fiele es schwer zu verstehen, warum sie die präzise Frage der Parlamentarier: „Wer hat für Ihre Institution über eine Beteiligung entschieden?" nicht einfach
Geld: Die Bank gewinnt immer
Im ersten Beitrag in der Rubrik „Über das Geld“ geht es um folgende Fragen: Warum werden Banken fast immer gerettet? Wer schafft unser Geld und wer profitiert davon? Wie unterscheidet sich unser Geldsystem von einem Schneeballsystem à la Bernard Madoff? Für den eiligen Leser hier eine Kurzfassung.
Buchbesprechung: Die Macht der einen Zahl
Eine Zahl zu ermitteln war den siegreichen Amerikanern nach dem zweiten Weltkrieg sehr wichtig; so wichtig, dass sie dafür einen führenden deutschen Statistiker aus der Sowjetisch Besetzten Zone entführten und in ein Ostberliner Amt einbrachen, um Unterlagen über den Industriezensus von 1936 zu stehlen. Die Zahl um die es ging, war das Bruttosozialprodukt. In einem neuen Büchlein über das so trocken erscheinende Thema
World Future Council berechnet volkswirtschaftliche Kosten der Sparsamkeit
Der World Future Council (WFC), eine in Hamburg ansässige, international bestens vernetzte gemeinnützige Organisation, reiht sich ein in die Phalanx der Kritiker der europäischen Sparpolitik. Anders als US-Regierung oder Internationaler Währungsfonds, die speziell Deutschland im Visier haben, betrachtet eine Studie der Lobbyorganisation das unter den Verhältnissen leben als globales Phänomen. Es geht auch nicht nur um die Austeritätspolitik in Reaktion auf die Staatsschuldenkrise. Vielmehr schreibt der Autor, dass die Welt schon seit 30 Jahren wirtschaftlich unter ihren Verhältnissen lebt.
Moscovicis Märchenstunde
Frankreichs Finanzminister Pierre Moscovici entführt die Leser des Handelsblatts am Dienstag mit einem Gastkommentar in eine Fantasiewelt. In dieser sind „die Regierungen nicht mehr gezwungen auf Kosten der Steuerzahler Banken über Wasser zu halten.“ Banken werden in dieser Fantasiewelt künftig selbst für die Rettung von ihresgleichen aufkommen müssen, weil „ein Schutzwall zwischen kostspieligen Bankenpleiten auf der einen Seite, Steuerzahlern und Sparern auf der anderen“ Seite errichtet worden ist. Zu danken haben wir das laut Moscovici dem französischen Präsidenten Hollande, der die Initiative für die Bankenunion eingebracht hat. Inzwischen habe man sich sogar mit dem anfangs skeptischen Wolfgang Schäuble geeinigt. Alle diese Behauptungen, die Moscovici an prominenter Stelle den deutschen Lesern des Blattes darbringt, sind falsch.